Lang vor Tagesanbruch liegt im Finstern ein alter Rosskneckt schlaflos auf dem Stroh, ungeduldig bereit, dem Sonnenwagen die Pferde anzuschirren. Sinnend gleitet sein Blick immer wieder an den neben ihm stehenden Pferden hinauf. Ihre Leiber schweben dunkel über ihm wie die Wölbungen der Nacht, die noch immer nicht weichen will.
Michael Guttenbrunner, geb. 7. September 1919 in Althofen in Kärnten. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, war er früh zur Selbstständigkeit gezwungen. Er war auch früh politisch aktiv: Wegen illegaler Betätigung für die sozialdemokratische Partei wurde er im "Ständestaat" 1935 verhaftet. 1938 wurde er in Wien wegen regimefeindlichen Verhaltens von der Ausbildung zum Graphiker ausgeschlossen, seine Einberufung 1940 hinderte ihn nicht an der Beibehaltung seiner regimekritischen Haltung. Nach dem Krieg war er wiederum ein unbequemer Zeitgenosse, war in verschiedenen Berufen tätig. Seine erste literarische Veröffentlichung datiert von 1947. Er schrieb keine "moderne" Literatur. Sein Vorbild war Karl Kraus. Er blieb mit Absicht ein Außenseiter des Literaturbetriebes, er war zu keinen Kompromissen bereit. Mit seinem Werk ist er für die österreichische Literatur durchaus das, was Ludwig Hohl für die Schweiz bedeutet. Michael Guttenbrunner lebte seit 1954 in Wien, wo er am 12. Mai 2004 starb.
- Herausgeber : Rimbaud; (1999)
- Gebundene Ausgabe : 96 Seiten
- ISBN-10 : 3890867871
- ISBN-13 : 9783890867878
top of page
Artikelnummer: 9783890867878
CHF 9.50Preis
Produktseite: Stores_Product_Widget
bottom of page